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Über den Konflikt zwischen Zusammenarbeit und Integrität im Erwachsenenleben

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Jesper Juul schreibt in seinem Buch «Die kompetente Familie» folgendes:

Der ewige Konflikt zwischen dem Bedürfnis, unsere Integrität zu bewahren, und dem Drang, sich den Erwartungen und Erfordernissen unserer Umgebung anzupassen, ist nicht allein auf Kindheit und Jugend beschränkt. Er gehört auch im Beruf- und Privatleben jedes Erwachsenen zur täglichen Realität. Einerseits ist es gut, dass andere etwas von uns erwarten – mit uns rechnen, auf uns zählen-, andererseits verraten wir uns selbst, unsere eigenen Wertvorstellungen und Bedürfnisse, wenn wir zu anderen nicht NEIN sagen können, weil wir zu uns selbst JA sagen müssen.

Gerade in Partnerschaften hat diese Tatsache eine grosse Bedeutung. Wenn wir uns verlieben und mit einem lieben Menschen zusammen sind, dann ist es ganz normal, dass sich die Persönlichkeit weiterentwickelt.

Leider ist es oft so, dass viele in bestimmten Rollen erstarren und sich durch das übermässige Kooperieren mit den Wünschen und Bedürfnissen des Partners/der Partnerin verbiegen. Irgendwann beginnt dies weh zu tun und es folgt die Resignation oder der Bruch.

Es ist deshalb sehr wichtig, dass nach der ersten Verliebtheitsphase, die viel Anpassung und Kompromisse mit sich trägt, die Phase der Individualität wieder mehr Raum haben darf. Anstelle des Wir treten wieder das Du und Ich. Je besser man die Gefühle und eigenen Bedürfnisse ausdrücken kann, desto stärker kann die Gemeinschaft wachsen.

„Es ist deshalb sehr wichtig, dass nach der ersten Verliebtheitsphase, die viel Anpassung und Kompromisse mit sich trägt, die Phase der Individualität wieder mehr Raum haben darf.“ Jesper Juul

Wir haben heute die Freiheit, Partnerschaften so zu leben, wie wir es wollen. Das ist zum einen eine sehr angenehme Entwicklung der Zeit. Zum andern darf man nicht vergessen, dass diese Freiheit von jedem einzelnen viel persönliche Verantwortung mit sich trägt.

Die Fragen: Wer bin ich? Wie fühle ich? Was will ich? Und viele mehr…

brauchen Zeit und Ruhe, um sich klar zu werden. Und wenn es einem dann klar ist, braucht es die Verantwortung dafür einzustehen und seinen Mitmenschen in einer persönlichen Sprache von sich zu erzählen.

In der persönlichen Sprache spricht jeder über sich, was er/sie sieht und hört und was das mit einem macht.

Persönliche Verantwortung: Für das eigene Leben, die eigenen Handlungen und Gefühle die Verantwortung übernehmen.

Um der Verantwortung uns selbst gegenüber gerecht zu werden, sollten wir uns folgende Fragen stellen:

  • Wer bin ich und wer will ich sein?
  • Wie will ich mit meinem Partner mit meiner Partnerin zusammenleben?
  • Wie will ich meine Kinder erziehen?
  • Welche Wertvorstellungen habe ich?
  • Wie will ich meine Arbeits- und Freizeit gestalten?

Sehr oft geht es darum, die Bedürfnisse der Gemeinschaft abzuwägen und einen bestimmten Beitrag zu leisten, an dem uns zwar persönlich nichts liegt, für den wir aber dennoch die Verantwortung übernehmen, weil auch wir von der Gemeinschaft profitieren.

„In einer partnerschaftlichen Beziehung tragen beide Seiten gleich viel Verantwortung für das Gelingen der Beziehung und deren Qualität. Am besten fahren die Menschen, welche sich gut kennen und die Fragen von oben beantworten können und für ihre Integrität Verantwortung übernehmen.“ Jesper Juul

Dieser Schutz der eigenen Integrität wird oft als Egoismus bezeichnet. Das mögen einige vielleicht so empfinden, weil sie schon viel zu lange ihre Grenzen missachtet haben und es zugelassen haben, dass sie von anderen verletzt wurden. Das Sorge tragen der eigenen Individualität hat für mich aber keinen Zusammenhang mit Egoismus, da dieses Sorge tragen nicht ausgerichtet ist, andere Menschen auszunutzen.

Initiantin familylab campus, familylab Seminarleiterin, Schulleiterin und Gründerin Lernhaus Sole, Lernbegleiterin, Mama von vier Kindern

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